Von Kammermusik bis Rock ’n’ Roll.

Ensembles der Musikschule Gundremmingen, Offingen, Rettenbach überschreiten im Gundremminger Auwald-Sportzentrum die Grenzen zwischen Klassik und Rock

Allzu oft stellt sich ein Motorrad nicht in das Gundremminger Auwald-Sportzentrum. Am Samstag bei „Klassik meets Rock“ der Musikschule Gundremmingen, Offingen, Rettenbach, sozusagen die Fortsetzung der Rettenbacher Gruselnacht im vergangenen Jahr, schon: Da lächelte tatsächlich neben der Bühne eine chromblitzende Triumph den Gästen entgegen. Entsprechend waren die jungen Musikerinnen und Musiker gekleidet: von Gewändern an die Zeit des Klassizismus erinnernd bis hin zum hammerharten Rock-Outfit.

Musikschulleiter Klaus Schlander, mit weißer Perücke und rotem Mantelrock, wandte sich nur kurz an das Publikum: „Are you ready for Rock ’n‘ Roll?“ Nicht die Gäste, sondern das Vororchester mit Dirigent Florian Pfeiffer, gab die Antwort: mit Elton Johns „Crocodile Rock“ und mit „Rockin‘ Bach“, Johann Sebastian Bachs „Menuett in G“, welches der Komponist Eric Osterling in eine ganz schön clevere Rock-Nummer verwandelt hatte. Nach Survivors Eye oft the Tiger wurde es mit dem Klarinetten-Trio Magdalena Högel, Helene Bronner und Clara Brendle etwas sanfter. Musik aus dem Holz, traditionell und feierlich mit dem „Alten Marsch“ und eine Idee poppiger mit „Solid stomp“. Die Variationen des Querflöten-Ensembles mit Zoe Baumeister, Amelie Bühler und Leni Hörmann ließen die Gäste erkennen, dass „Die Forelle“ von Franz Schubert nicht nur im Bächlein schwimmen muss, sondern durchaus auch einen Walzer tanzend in der Donau oder gar mit Latin-Gefühlen im Amazonas.

Dann wurde es wieder laut und rockig. Jetzt hatte die Juka mit einem Medley aus Bon Jovi Klassikern ihren Part übernommen, gefolgt von dem Konzertwerk „Classical Quiz“ des Komponisten Stephen Roberts, der es geschafft hatte in einem einzigen Stück 40 bekannte klassische Themen zusammenzustellen und zu vereinen. Das konnte nur noch mit der „Toccata in Rock“, der Rockversion von Bachs „Toccata in D-Moll“ getoppt werden. Inzwischen hatte sich Bianca Littwin von der Musikalischen Früherziehung der Musikschule mit ihrem Akkordeon unter die Musikerinnen und Musiker gemischt – alle habe sie mit der Musik vertraut gemacht und es sei an der Zeit, mit ihnen gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Dann wurde es leise: „Heast as net“, nicht von Hubert von Goisern, sondern mit den Stimmen von Paula Reiter und Tabea Henle und von der Vergänglichkeit und vom Wandel im Leben erzählend. Oder auch von der Klassik zum Rock?

Die Fat Cat Combo ist schon lange nicht mehr nur die Vor-Big Band der Jazz Spätzla – aus diesen Hosen sind sie herausgewachsen. Beethovens Fünfte geht auch rockig. Und wenn Dusty Springfields „Son of a Preacher Man“ oder Donna Summers „Hotstuff“ folgen, erneut mit Paula Reiter und Tabea Henle, dann ist der Bogen gut gespannt. Mit „Unchained Melody“ konnte auch die Fat Combo etwas leiser, mit „Rock this Town“ wieder lauter und mit „I’m still standing“ und Jonas Pfister endete das Konzert wie es begonnen hatte: mit einem Elton-John Klassiker. Die Musikschule hatte an dem Abend Grenzen überschritten – genauso hatte sie es geschafft, zwei Genres zusammenzuführen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Glückwunsch und Applaus!